Standortplanung

Onlinehandel wird stationär

Ende letzten Jahres kam die Meldung, dass der Möbel-Onlinehändler Home24 die bekannte Einrichtungskette Butlers übernehmen möchte. In ausgewählten Butlers-Filialen sollten zukünftig Möbel von Home24 in der realen Welt vor Ort präsentiert werden. Die Verschmelzung von Online und Offline-Welt wird hierbei im Handel/E-Commerce als Zukunftsmodell gesehen und die Standortplanung und Standortanalyse zu einem „Online-Instrument.

 

Auch andere Online-Retailer unternehmen Schritte, um ein stückweit die Vorteile des stationären Handels auszuloten. Dabei geht es vor allem um die Einführung von Technologien, aber auch um die Stärkung der Markenpräsenz.

Möbel online und vor Ort

Home24 tritt als Marke seit 2012 in Erscheinung, das Unternehmen wurde bereits 2009 gegründet. Der Online-Versandhändler für Möbel ist international ausgerichtet, nach einem Ausflug nach Südostasien nun vor allem in Zentraleuropa. Ganz neu ist der Filialansatz nicht: In Deutschland gab es bereits vor der geplanten Übernahme von Butlers einige Outlet-Stores, neben Berlin, Hannover und Köln auch im beschaulichen Neu-Ulm.

 

Laut dem Vorstandschef ist die Butlers-Übernahme eine Situation, in der eins und eins mehr als zwei ergibt, wie die FAZ berichtete. Möglicherweise denkt er hier auch an den ROPO-Effekt (research online and purchase offline), also das Verhalten, Kaufentscheidungen durch Internetrecherche voranzutreiben und Produkte dann im stationären Handel zu erwerben. Wobei es durchaus sinnvoll ist, dies bei eher „unhandlichen“ Möbeln genau umgekehrt zu machen. Auch dafür gibt es einen Begriff: Showrooming.

 

Die Ergänzung durch stationäre Läden schafft vor allem eine stärkere Markenpräsenz im Mindset der Käufer, eine Art vertrauensbildende Maßnahme. Zudem verleitet das bunte Butlers-Sortiment mit Wohnaccessoires zu Impulskäufen und liefert Inspiration für die Ausgestaltung der Wohnungseinrichtung zuhause. Auch andere namhafte Online-Retailer gehen den Weg, in den stationären Handel vorzustoßen.

Konsumscores: Affinitäten für Online-Shopping

Internet-Shopping steht (fast) überall zur Verfügung, Filialen bedienen immer ein lokales oder regionales Umfeld. In beiden Fällen kann die räumliche Zielgruppenanalyse jedoch hilfreich sein, um regionale Werbemaßnahmen zu planen. Sowohl Online- wie auch Offline-Kampagnen.

Unsere Karte (PDF) zeigt Anzahl Haushalte mit hoher bis sehr hoher Affinität für Online Shopping (bezogen auf Möbel) auf Ebene der Postleitzahlgebiete (PLZ). In unseren Daten wird die Affinität in Werten zwischen 1 und 9 angegeben, wobei 1 eine sehr niedrige und 9 eine sehr hohe Affinität der Haushalte beschreibt. In der Karte wurden die Werte 7 bis 9 zusammengefasst.

Abb. Karte zu Butlers-Filialen in Deutschland

Dabei wird mit der Anzahl der affinen Haushalte das absolute Potenzial dargestellt. Einwohnerstarke PLZ mit vielen Haushalten wie in Nordrhein-Westfalen oder anderen Ballungsräumen zeigen entsprechende Zielgruppen- und potenzielle Absatzgebiete. Dies ist auch für die Standortplanung bedeutsam.

Kaufhäuser von Amazon und Zalando

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon plant in diesem Jahr die Eröffnung eines 30.000 Quadratmeter großen Mode-Kaufhauses mit den Namen „Amazon Style“ im kalifornischen Glendale, einem Vorort von Los Angeles, wie das Handelsblatt berichtet. Amazon will dort vor allem Bekleidung, Schuhe und Accessoires verkaufen. Auf den Regalen finden sich Musterkleidungsstücke neben den mittlerweile allgegenwärtigen QR-Codes, die mit der Amazon Shopping-App gescannt werden, um verfügbare Größen, Farben anzuzeigen. Dazu praktischerweise auch die Kundenbewertungen, die bereits in der Online-Welt gesammelt wurden. Über die App können Artikel in einer Umkleidekabine anprobiert oder direkt an die Kasse geschickt werden.

 

Dies ist ein gutes Beispiel, wie digitale Technologien in den stationären Einzelhandel transformiert werden können. Mit dem Lebensmittel-Shop Amazon Go (hier erfolgt der Einkauf ohne Kassenzone) hat man hier bereits gute Erfahrungen gesammelt, viele technikaffine Kunden haben sich schnell an das neue Einkaufserlebnis gewöhnt.

 

Auch Zalando, mittlerweile Dax-Konzern aus Berlin, betreibt sogenannte Outlets als Satelliten im stationären Handel. In Deutschland sind dies aktuell immerhin 12 Standorte. So eröffnete im März 2021 ein Shop in der Altstadt der Bodenseemetropole Konstanz, nach eigenen Angaben mit etwa 15.000 Produkten von 2.200 Marken. Dies ist mit 1.100 Quadratmeter Verkaufsfläche somit ein wahrhaft stattliches Modekaufhaus für einen Online-Händler.

 

Sie interessieren sich für Marktdaten zum Konsum oder Einzelhandel? Die Konsumscores von Nexiga beschreiben die Affinität der Konsumenten hinsichtlich Verkaufskanäle und für verschiedene Produktkategorien, aber auch zu Kundenkarten, Ratenkrediten, Urlaubsreisen oder Ökoprodukten.

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