Datenmerkmal

Armes Bundesland, reiches Bundesland?

Am vergangenen Sonntag war Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, für viele ein Stimmungsbarometer für die Bundestagswahl im September. 

 

Auch im fernen Ausland wurde das Wahlergebnis beobachtet: So erschien in den Tickermeldungen des Börsensenders Bloomberg TV aus New York City am späten Sonntagabend die Meldung, dass im ärmsten Bundesland („poorest state“) von Deutschland gewählt wurde. Ist das so? 

 

 

Was sagen die Nexiga-Kaufkraftdaten hierzu?

Kaufkraft der Bundesländer

Geografische Regionen oder ganze Staaten werden oft mit pauschalen Aussagen beschrieben. Diese müssen nicht unbedingt falsch sein, doch bei näherer Betrachtung ist die wahre Welt dort draußen immer viel differenzierter. Deswegen „zerlegen“ wir die Welt auch in mikrogeografische Einheiten, falls erforderlich bis hinunter auf Haus-Ebene.

 

Ist nun also Sachsen-Anhalt tatsächlich das „ärmste“ Bundesland? Möchte man dies lediglich an der Kaufkraft der Bevölkerung festlegen – was ja ein plausibler Ansatz wäre – so sagen unsere Daten, dass Mecklenburg-Vorpommern insgesamt noch einen etwas niedrigeren Wert aufweist. Sachsen-Anhalt wäre demnach das zweitärmste Bundesland. Eine Übersicht zur aktuellen Kaufkraft der Bundesländer zeigt unsere Karte (PDF).

 

Doch was heißt schon „arm“? Beide Bundesländer gehören zu den sogenannten Flächenländern, sind also keine Stadtstaaten, in denen sich Industrie- und Dienstleistungen ballen. Sie weisen eine geringe Bevölkerungsdichte auf, bedingt auch durch Abwanderungen in andere Regionen. So weist Mecklenburg-Vorpommern nur ca. 69 Einwohner je Quadratkilometer auf (Deutschland ca. 233). Doch gerade diese eher dünn besiedelten Regionen mit noch günstigem Wohnraum und insgesamt geringeren Lebenshaltungskosten sind für viele Großstadt-geplagte tendenziell zunehmend attraktiv – sofern die Infrastruktur stimmt, nicht zuletzt eine gute Internetanbindung.

 

Doch wie gesagt, so pauschal sollte man diese beiden Bundesländer ohnehin nicht beschreiben. So ist die Stadt Halle (Saale) Teil des boomenden Wirtschaftsraums Leipzig-Halle. Etwas nördlich liegt das mitteldeutsche Chemiedreieck mit Merseburg und Bitterfeld und entsprechender Wertschöpfung und vielen Investitionen auch aus dem Ausland. Und entlang der schönen Ostseeküste gibt es eine diversifizierte Industrie und Dienstleistungsbranche, insbesondere rund um den Tourismus.

Interaktive Kaufkraft-Karte

Unsere interaktive Kaufkraft-Karte bietet einen aktuellen Überblick zur aktuellen, prognostizierten Kaufkraft je Gemeinde für 2021, das sind immerhin gut 11.000 Einheiten in Deutschland. Auf einen Blick sieht man auch die Top 25-Gemeinden, die den Durchschnittswert je Gemeinde (Indexwert = 100 bzw. 23.861 Euro pro Einwohner) deutlich hinter sich lassen.

 

Es handelt sich hierbei um die allgemeine Kaufkraft, die dem verfügbaren Einkommen entspricht und am Wohnort des Einkommensbeziehers erfasst wird. Sie setzt sich zusammen aus Einkommen aus unselbstständiger und selbstständiger Arbeit, aus Land- und Forstwirtschaft, aus Vermietung und Verpachtung, aus Vermögen und aus Transferleistungen wie Renten und Pensionen, Hartz IV, Arbeitslosengeld I und II, Sozialgeld, Kindergeld, Leistungen für Bildung und Teilhabe, Wohngeld, BAföG etc. Dabei wurden gesetzliche Sozialbeiträge und bezahlte Steuern eliminiert.

 

Neben dieser allgemeinen Kaufkraft gibt es auch spezielle Kennziffern, z.B. bezogen auf den Einzelhandel (Kaufkraftbindung) sowie für unterschiedlichste Produkte wie z.B. Bekleidung, Möbel oder Sportartikel.

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