Feinräumige Analyse der Versorgung mit Ladesäulen
Als „Data E-Mobility-Experte“ aktualisieren wir in regelmäßigen Abständen unser Ladesäulen-Kataster* und ermitteln die Versorgung auf Basis der amtlichen Zulassungszahlen des KBA (Kraftfahrt-Bundesamt).
Per Oktober 2021 waren bereits 268 von 401 Kreisen nicht ausreichend versorgt, das waren 66% aller Kreise! Das ist ein dramatischer Zuwachs im Vergleich zu 2020, bedingt durch die starke Zunahme der E-Fahrzeuge. Zum Vergleich: Im Oktober 2020 waren es erst 27 Kreise.
Basis für die Berechnung ist die Empfehlung des Beratungsgremiums Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) mit durchschnittlich maximal 12,5 E-Fahrzeugen pro Ladestation (siehe unten „Berechnung des Versorgungsgrades mit Ladesäulen“).
Doch wie ist die Versorgung nun tatsächlich? Wie viele öffentliche Ladesäulen benötigen wir? Denn auch die private Ladeinfrastruktur muss dabei berücksichtigt werden.
Förderung von Ladesäulen
Mit Stand Mai 2021 waren bei der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) mehr als 470.000 Anträge auf Förderung für eine private Wallbox eingegangen, die inzwischen zum großen Teil im Betrieb sein dürften, denn bis zu 80% der Ladevorgänge finden zu Hause oder der Firma statt.
Wie ist der Versorgungsgrad mit Ladesäulen in Deutschland?
Fakt ist, der Ausbau der Ladeinfrastruktur läuft den Zulassungszahlen hinterher. Die Bevölkerung hat das Problem Klima erkannt und viele denken bei einem Wechsel oder Neukauf bereits daran, ihren Diesel oder Benziner durch ein E-Auto oder Hybridmodell zu ersetzen. Das beweisen allein die Zuwachsrate der E-Autos von 56% zum Vorjahr.
Die entscheidende Frage muss immer wieder gestellt werden: Wie viele Säulen hat und braucht das Land?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn die Versorgung ist regional sehr unterschiedlich und von zahlreichen Faktoren abhängig. Daher ist ein intelligenter Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur notwendig, bei dem regionale Aspekte wie das Mobilitätsverhalten, Pendlerströme und die privaten Lademöglichkeiten berücksichtigt werden.
Für diese Analysen und Prognosen des Bedarfs an Ladeinfrastruktur kommen feinräumige Daten zum Einsatz, z.B. zu Demographie, Mobilitätsverhalten, PKW-Bestand an E-Autos, Anzahl Ladestationen sowie Daten zu Parkplätzen und Garagen.
Dashboard zum Versorgungsgrad
Wie ist die Versorgung in Ihrem Kreis? Erstellen Sie Ihre persönliche Prognose mit unserem interaktiven Dashboard. Mit Hilfe des Schiebereglers können Sie individuell die „Zuwachsrate in %“ justieren, die Versorgungsentwicklung live berechnen und gleichzeitig visualisieren.
Wie viele Ladestationen gibt es in Deutschland wirklich und wie gut ist die Versorgung?
Die Anbieter eines Verzeichnisses oder einer App zur Suche von Ladesäulen berücksichtigt meistens nur einen Teil der bestehenden Standorte, sei es Standorte der BDEW oder der Bundesnetzagentur. Jede Quelle enthält immer nur einen Teil an relevanten Daten, was Nexiga bereits im Juni 2019 dazu veranlasste, mit dem „*Nexiga-Ladesäulen-Kataster“, eine eigene Datenbasis aufzubauen (die mit zahlreichen weiteren Markt- und Geodaten verknüpfbar sind). Hier finden öffentliche und teil-öffentlichen Ladesäulen zusammen und werden monatlich aktualisiert.
Berechnung Ladesäulen-Versorgungsgrad
Basis für die Berechnungen ist die ehemalige Empfehlung des Beratungsgremiums Nationale Plattform Elektromobilität „NPE“ (die in 2018 in die Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität „NPM“ überführt wurde), mit durchschnittlich maximal 12,5 E-Fahrzeugen pro Ladestation.
Nach dieser Empfehlung haben wir einen Versorgungsgrad für Deutschland insgesamt von 15,9 E-Autos pro Ladestation berechnet. Dieser liegt damit über der Empfehlung der NPE* von 12,5 E-Autos.
Inzwischen gibt es eine neuere Empfehlung auf Basis einer Studie zur Ladeinfrastruktur für 2025/2030 der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur (NOW GmbH), in der auch die private Infrastruktur sowie die Struktur des Raumes (Stadt, Land) bei den Prognosen berücksichtigt wird.
Je nach Raumtyp fällt das Verhältnis für 2030 dabei unterschiedlich aus. Das Studienteam hat folgendes Verhältnis der Anzahl E-Auto zu Ladepunkt ermittelt:
- für den urbanen Raum von 14:1 und
- für den suburbanen und ländlichen Raum von 23:1.
Das *Nexiga-Ladesäulen-Kataster
Nexiga baut bereits seit Juni 2019 eine eigene- Datenbasis auf. Ende Dezember 2021 waren 33.857 Standorte von Ladesäulen mit insgesamt 90.959 Ladepunkten in der Datenbank erfasst.
Die Ladesäulen der sechs größten Quellen/Datenbanken werden dabei räumlich und inhaltlich monatlich in einem aufwändigen Verfahren abgeglichen. Dabei werden sowohl öffentliche als auch teil-öffentliche Ladestationen, z.B. auf Parkplätzen von Supermärkten, berücksichtigt. Zu jedem Standort sind bis zu 10 Zusatzinformationen verfügbar.
Neben Adresse und Geokoordinate stehen zusätzliche Merkmale wie Typ (Normal/Schnell), Leistung, Steckertypen, Betreiber oder der Location-Type (Autobahn, Supermarkt, Hotel) zur Verfügung.
Neben dem Ladesäulen-Kataster gibt es ein Garagen-Kataster (Laden zu Hause) sowie ein Solar-Kataster (Strom fürs E-Auto), welche zahlreiche weitere Daten enthalten für datenbasierte Analysen und Prognosen hinzugezogen werden können.
Wie viele Ladestationen gibt es in Deutschland wirklich und wie gut ist die Versorgung?
Zu den E-Autos zählen auch Plug-in-Hybridfahrzeuge und es werden die Ladepunkte und nicht die Ladestationen als Bezugsgröße herangezogen. Daher sind die Empfehlungen mit den bisherigen Empfehlungen der NPE nicht vergleichbar!
Quelle: Hier klicken.
FAZIT
- Es gibt keine eindeutigen Kriterien zur Versorgung mit Ladeinfrastruktur, ebenso gibt es keine einheitliche Datenbasis für den Bestand. Daher gibt es unterschiedliche Ergebnisse und Schlussfolgerungen zum Versorgungsgrad.
- Feinräumige Analysen sind besser als Durchschnittswerte für ganz Deutschland. Die Berücksichtigung der Raumstruktur (Stadt, Land) bei der Analyse der Versorgung ist ein Schritt in die richtige Richtung.
- Das Ladesäulen-Kataster und feinräumige Daten zu den Zulassungen sind aus unserer Sicht hilfreich bei der Analyse des Versorgungsgrades.